Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Rhein-Kreis Neuss e. V.

Ride of Silence von Kaarst nach Neuss

"Zum Gedenken. Zum Innehalten. Zur Erinnerung. Zur Mahnung. Zur Verhinderung." Das weiße Fahrrad am Verkehrsknoten bei Neuss am Kaiser vermittelt Botschaften an Verkehrsteilnehmer, Politik und Verwaltung.

Weißes Fahrrad: Symbol der Trauer und der Arbeit an der Vision Zero
Weißes Fahrrad: Symbol der Trauer und der Arbeit an der Vision Zero © S. Sp.

Am Sonntag haben wir in einem Ride of Sicence ein Ghostbike von Kaarst aus an die Unfallstelle in Neuss Am Kaiser gefahren und der viel zu früh aus dem Leben gerissenen jungen Mirjam gedacht, die dort am 13. Februar von einem abbiegenden Lastwagen überfahren wurde und wenige Tage später starb.  Gemeinsam mit trauernden Angehörigen und Bekannten haben wir der passionierten Radfahrerin gedacht.

Ein Arbeitskollege hat das Ghostbike zur Verfügung gestellt, ADFC-Aktive aus Kaarst haben es weiß lackiert. Gemeinsam stellten wir es auf: “Zum Gedenken. Zum Innehalten. Zur Erinnerung. Zur Mahnung. Zur Verhinderung.”.

„Nichts daran ist fair und richtig”

Das war auf einem Brief zu lesen, den jemand in den Tagen danach neben vielen Blumen am Ort des Unfalls hinterlassen hatte. Und genau so ist es: Wir können das Geschehen nicht fassen und fühlen uns zunächst völlig hilflos. Aber wir sind nicht hilflos. Aus unserem Gedenken, Innehalten und Erinnern schöpfen wir die Kraft zur Veränderung - zur Arbeit an Vision Zero, einer Zukunft ohne Tote und Verletzte im Straßenverkehr.

Vision Zero

Nach einem schlimmen Unfall wird oft reflexartig an das Verhalten der Verkehrsteilnehmenden appelliert - an Vorsicht und Rücksicht, Blickkontakt, Spiegel beachten, Helmtragen und so weiter. Die junge Frau hatte alles richtig gemacht, doch es schützte sie nicht vor der Gefahr durch den riesigen LKW, der ihren Weg kreuzte. Warum? Irgendwo in dem fatalen Geschehen, an dem auch ein anderer Mensch beteiligt war, ein Fahrer, der eine gefährliche Maschine steuerte, passierte binnen Augenblicken ein Fehler, der für die junge Frau tödliche Folgen hatte. Für die Ermittlung des genauen Hergangs und seiner Bewertung sind amtliche Stellen zuständig.

Wir stellen die Frage: Was kann man tun, damit solche Unfälle mit schweren und leider manchmal sogar tödlichen Unfällen in Zukunft nicht mehr passieren. Die Antwort ist die aus dem Arbeitsschutz bekannte Vision Zero: Keine Toten und Schwerverletzten. Grundlage dafür ist das Vorsorgeprinzip mit seinen vier Maximen. Auf den Straßenverkehr übertragen lauten sie:

  • Menschen machen Fehler.
  • Toleranzgrenzen sind die Belastungsgrenzen des Verkehrsteilnehmer.
  • Leben ist nicht verhandelbar.
  • Menschen haben ein Grundrecht auf einen sicheren Verkehrsraum.

Folgt man konsequent diesen Maximen, bekommt man einen fehlertoleranten Straßenverkehr, der nicht jede Unaufmerksamkeit und jede Nachlässigkeit irgendeines Verkehrsteilnehmers mit schlimmen Unfallfolgen zu bestrafen droht. In der Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrsordnung ist die Vision Zero bereits als Grundregel zu §1 StVO verankert: „Die Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) regelt und lenkt den öffentlichen Verkehr. Oberstes Ziel ist dabei die Verkehrssicherheit. Hierbei ist die „Vision Zero“ (keine Verkehrsunfälle mit Todesfolge oder schweren Personenschäden) Grundlage aller verkehrlichen Maßnahmen.” 

Was müssen wir tun?

Vom Ziel der Vision Zero sind wir im Straßenverkehr leider noch weit entfernt. Um es zu erreichen, müssen die Fahrzeuge, der Verkehrsraum und das Bewusstsein der Verkehrsteilnehmenden auf das Vorsorgeprinzip ausgerichtet werden durch Fahrassistenten, Aufklärung und Maßnahmen vor ort. Im Fall des Unfallstelle Am Kaiser fordern wir insbesondere dringend eine konflikfreie Signalisierung mit getrennten Grünphasen für Radverkehr und abbiegenden Fahrbahnverkehr. Gespräche mit den zuständigen Stellen bei Verwaltung und Polizei sind bereits vereinbart.

https://rhein-kreis-neuss.adfc.de/neuigkeit/ride-of-silence-von-kaarst-nach-neuss

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